Ähnlich wie beim Mesmerismus und dem heilenden Magnetismus von der Zirkulation eines universellen Fluidums gesprochen wurde, war es Andrew Tylor Stills Grundidee, anatomische Störungen, die zu Blut- oder Lymphstauungen führten oder Nerven blockierten, zu behandeln. Damit stellte er sich gegen die Schulmedizin und wurde dafür öffentlich kritisiert.
1874 verkündete Still seine neuen Diagnose- und Behandlungsansatz und gab ihr den Namen Osteopathie. Der zusammengesetzte Begriff leitet sich aus den altgriechischen Wörtern Osteo für „Knochen“ und Pathie für „Leiden“ her. Er wählte diese Bezeichnung, da er seine Studien mit den Knochen begonnen hatte, um die Leiden seiner Patienten lindern zu können. Still verließ Kansas und zog nach Kirksville/Missouri und eröffnete dort im März 1875 seine Praxis. Mit seinen Therapiemethoden war er so erfolgreich, dass Patienten von weit her anreisten um sich von ihm behandeln zu lassen. Da er bald mehr Patienten hatte, als er behandeln konnte, und aufgrund deren Bitten beschloss er seine Osteopathie zu unterrichten. 1892 gründete er die American School of Osteopathy (zunächst aus zwei Räumen in einer Holzhütte bestehend). Als Pragmatiker tat er nur das was notwendig war. Einer seiner Leitsätze für seine Studenten war „find it, fix it, leave it alone“.